Schulstart mit Mutismus

Schulstart mit Mutismus: Still und stumm vor lauter Angst
Neues Schuljahr, neue Herausforderungen für alle Schüler – ganz besonders aber für Erstklässler! Während sich Mitschüler vorsichtig, aber neugierig mit der neuen Situation und den unbekannten Gesichtern vertraut machen, gibt es auch Kinder, denen dies nicht gelingt. Sie schweigen im Schulumfeld konsequent – über Wochen und Monate hinweg.
Vor allem vor und nach dem Schulstart häufen sich Anfragen verzweifelter Eltern, berichtet I. Emmerling. Seit 2007 bietet sie kostenlose, fundierte Beratung rund um selektiven und totalen Mutismus an. Die Gründerin des Mutismus Beratungszentrums (MBZ) betont:
„Wenn Erstklässler in der Schule ankommen, ohne wirklich anzukommen, machen sich bei Eltern erste Zweifel und Sorgen breit. Häufig hören sie von Seiten der Schule, ihr Kind sei einfach stur oder schüchtern. Man solle Geduld haben, dem Kind Zeit geben, denn das werde sich schon irgendwann verwachsen.“
Sobald sie in den Schulalltag eingetreten sind, vermeiden sie, auch nur einen Laut von sich zu geben. Niesen, Husten oder sich räuspern kann schon eine kritische Situation für ein mutistisches Kind darstellen. Es kommt vor, dass jede Lautäußerung aus Angst vermieden wird. Die Kinder wirken häufig wie eingefroren (frozen), apathisch und es kann sich bis zu einem Aktivitätsverlust (Stupor) steigern.
Die, vor dem Schulstart durchgeführten Schuleingangsuntersuchungen, sollten eigentlich dazu dienen die Schulfähigkeit des Kindes zu bestätigen. Allzuhäufig interpretieren die Fachpersonen Mutismus als Schüchternheit und nicht als eine Angststörung. Manchen der Kinder gelingt es in den Untersuchungen der Begleitperson in das Ohr zu flüstern, was dann das Bild „Er/Sie ist einfach nur schüchtern.“ verstärkt.
Eine Verdacht auf Mutismus oder eine eindeutige Diagnose zu Mutismus wird nicht selten erst im Zuge der U9-Untersuchung gestellt. Was zu spät für einen gelungen Schulstart ist.